Vita

„Ich könnte mir die metaphernreiche, blühende Sprache Genets zu eigen machen und schreiben, dass irgendwann die Zeit kommt, wo man den Rotz, mit dem man bespuckt wird, in Rosen verwandelt, die Beschimpfungen in Blumenkränze und Sonnenstrahlen. Es ist der Moment, in dem die Schande in Stolz umschlägt… Und dieser Stolz ist durch und durch politisch, weil der die Mechanismen der Normalität und Normativität auf radikale Weise herausfordert. Die Neuformulierung des Selbst beginnt nicht bei null: Man formt die eigene Identität, indem man diejenige, die einem von der sozialen Ordnung vorgegeben wurde, langsam und geduldig bearbeitet.“

Didier Eribon: Rückkehr nach Reims

Offenlegung

Meine gesellschaftliche Positionierung ist zu einem großen Teil zufällig und doch privilegiert: europäisch, männlich, weiß. Dabei ist meine pädagogische Haltung autobiographisch geprägt von dem Gefühl mit jenen verbunden zu sein, die zum Beispiel aufgrund von Alter, sozialer Herkunft, Migrationsgeschichte der Familie oder Queerness in Gefahr laufen, diskriminiert zu werden.

Mein Verständnis von Diversität in meiner beraterischen und pädagogischen Arbeit ist intersektional. So ist mein Blick auf geschlechtliche und sexuelle Identitäten auch ein Blick auf Diskriminierungserfahrungen und Empowerment in unterschiedlichen Dimensionen – Herkunft und Religion, Alter und Geschlecht, körperliche, seelische und geistige Befähigungen.

Als Pädagoge und Sozialwissenschaftler sah ich mich an meinen Schulen am richtigen Ort. Dabei war ich einer Vielzahl von Schüler*innen zugewandt, deren zuhause als „sozialer Brennpunkt“ bezeichnet wird. Ich war bei denen handelnd, die Unterstützung benötigen und die nicht privilegiert sind. Denen zuhörend, die um ihren Platz in der Gesellschaft ringen müssen, unabhängig von ihrer Herkunft. Und die zugleich den Druck spüren, doppelte Leistung für ihre Zukunftschancen bringen zu müssen.

Rückblickend bedeutet es für mich die logische Konsequenz: Dieses Wirken, verbunden mit Fachlichkeit und eigener Biographie, ist die Grundlage für meine Tätigkeit heute. Dass mein Wirkungsbereich jetzt viel größer ist, erkenne ich dabei als Chance und Herausforderung. (Frank G. Pohl, 01.02.2022)

Referenzen

Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS), Gender Studies in Köln (GeStik), Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Institut des Formation l’Éducation Nationale (IFEN) Luxemburg, LSVD, Ministerium für Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKFFI), Schulministerium NRW, Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) Hagen

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